Kommentar v. Florian Hierl zum Tagesordnungspunkt 4 der letzten Stadtratssitzung:
Erneuerung von 2 Brücken in Ratholz – Billigung der Planung und Baubeschluss
Auch wenn im gerade beschlossenen Haushaltsmodell 2, die 2 Brücken in Ratholz zwischen Jägerhaus und dem Ortsteil Reuter nicht abgebildet sind und Stadtratskollegen von CSU JA und FW den Bürgermeister rügten, warum der Punkt überhaupt noch besprochen wird, war es von Seiten der Verwaltung wichtig und richtig auf die Problematik des desolaten Zustandes der betroffenen Bachquerungen hinzuweisen !
Wer die Brücken kennt weiß, dass dringender Handlungsbedarf besteht. Dies wurde durch die Ausführungen von Verwaltung, Gutachtern und Planern bestätigt.
Auch wenn man die Brücken nicht kennt: Nach den Ausführungen der Fachleute war klar, dass dringend zeitnah Handlungsbedarf besteht, da die Schäden an Widerlager, Unterbau und Überbau sehr gravierend sind und keinen Aufschub mehr dulden. Trotzdem entbrannte im Stadtratsplenum eine „lebhafte Diskussion“.
Von CSU/JA/FW-Seite wurde verharmlosend in Frage gestellt, ob der von Verwaltung und Gutachter festgestellte schlechte Zustand der Brücke wirklich ein Handeln vor 2016 nötig macht.
Es wurden weitere “Untersuchungen” (Messungen zu Material, Traggraft und Lebensdauer etc., bei denen Aufwand und Erkenntnis nach Ansicht der Fachplaner in keiner vernünftigen Relation stehen) gefordert !!
Es wurde von dieser Seite nach „Schuldigen“ für den Verfall der Brücken (Baujahre 1930 und 1965) gesucht und „gefunden“: Forstwirtschaft, Landwirtschaft, Nichteinhaltung der Tonnagebegrenzung. Und es wurden untaugliche Ratschläge gegeben, wie man sich bis 2016 ohne Baumaßnahmen „durchwursteln“ kann.
Tatsache ist: Es wäre dringend nötig gewesen entweder unser favorisiertes Haushaltsmodell 1 zu wählen, in denen Planung und Ersatzbau der Brücken vorgesehen waren oder den Fehler des Haushaltsmodells 2 zuzugeben und trotzdem die nötigen Baubeschlüsse zu fassen, um heuer die staatliche Förderung für den Bau im Jahr 2014 beatragen zu können – auch wenn der Schuldenstand des Modells 2 dann noch weiter gestiegen wäre. Leider wurde dies von der Mehrheit aus CSU, JA und FW nicht so gesehen.
Tatsache ist: Die betroffenen Anwohner müssen mit Verschlechterungen und Einschränkungen rechnen, wenn sich der Zustand der Brücke deutlich verschlechtert und ein Handeln von den Verantwortlichen fordert? Es sollte jedem bekannt sein, dass es für diese Bachüberfahrten keine Alternative für Anwohner und Bewirtschafter gibt!
Das heißt, wenn bei einem Akutereignis, z.B, bei einem der 5 – 10-jährigen „Achhochwasser“ eines der bereits jetzt hinterspülten Widerlager einbricht, sind die betroffenen Anwesen bis zur Einrichtung einer Notlösung (z.B. provisorische Panzerbrücke) nicht mehr erreichbar.
Macht ein anderes Ereignis eine Tonnagereduzierung der Brücken erforderlich, bedeutet das für Anwohner und Bewirtschafter massivste Einschnitte im täglichen Arbeiten:
- Der Milchsammelwagen kann die 2 betroffenen Höfe nicht mehr anfahren.
- Für den Gewerbebetrieb ist die tägliche Anlieferung des Materials nicht mehr gewährleistet.
- Das vom Betriebshof eingesetzte Winterdienstfahrzeug kann die Brücken nicht mehr passieren und somit den Winterdienst auf der steilen Strecke nach Reuter nicht mehr gewährleisten.
- Jegliche landw. Bewirtschaftung kann nicht mehr wie bisher stattfinden, da alle eingesetzten Traktoren, Erntemaschinen, Güllefässer, Kipper, landw. Holztransporte usw. keine weitere Tonnagebegrenzung mehr einhalten können
- Die notwendige Alternativ-Umfahrung zur B 308, die am Alpsee entlang führt, kann für eine Umleitung im Falle eines Verkehrsunfalls (was im Übrigen jedes Jahr einige Male vorkommt) auch für Rettungsfahrzeuge nicht mehr genutzt werden.
So gäbe es noch einige weitere Aspekte, die aus meiner Sicht eine weitere Aufschiebung dieser Maßnahme nicht vertretbar erscheinen lassen. Trotzdem konnte sich die Mehrheit aus CSU/JA/FW nicht dazu durchringen, über den Planungsauftrag hinaus Entscheidungen zu treffen.
Auch wenn mir von einem Stadtrats-Kollegen „gute Lobbyarbeit zugunsten der Landwirtschaft“ vorgeworfen wurde, möchte ich mich mit unserer Fraktion weiterhin für eine zeitnahen Neubau dieser Brücken einsetzen und diese wichtige Maßnahme nicht bis 2016 hinausschieben, denn uns Aktiven-Stadträten ist klar:
Es werden nicht weniger Pflichtaufgaben wenn man sie schiebt – mehr Geld haben wir in 2-3 Jahren gewiss nicht !! Und: Müssen die Brücken durch einen Notfall unmittelbar gesperrt werden, sind notwendige Sofortmaßnahmen meist viel teurer als vorher für einen gründlich geplanten und durchdachten Ersatz dieser Brücken zu sorgen!
Nachdem Fachleute den kritischen Zustand der Ratholzer Brücken festgestellt haben, darf neben den notwendigen Pkw-Fahrten durch die dortigen Anwohner ein wesentlicher, und damit gefährlicher Punkt darf nicht außeracht gelassen werden:
Zum Reuterhof findet regelmäßiger Busverkehr mit Besuchergruppen und Gästen statt. Auch Schulbusse müssen über die Brücke bis zum Wendeplatz am Bahnübergang fahren. Land- und forstwirtschaftliche Fahrzeug nutzen, trotz Tonnagenüberschreitung, die Strecke notgedrungen. Selbst wenn bei Unfällen auf der B 308 die Umleitung über Trieblings verbotswidrig als Abkürzung dient, setzen sich immer wieder Schwerfahrzeuge einer großen Gefahr aus.
Wenn die Brücken also nachgewiesener Maßen baufällig sind, ist es unverantwortlich, davor die Augen zu verschließen. Hier werden leichtfertig Menschenleben gefährdet. Aber es wird schon nichts passieren. Brandopfer gibt es ja auch nur in anderen Städten.
Es würde mich interessieren, ob die “Gewerbetreibenden” der CSU, FW, JA auch so vehement den Brückenneubau verzögern würden, wenn ihre Gewerbebetriebe nur über marode Brücken anzufahren wäre …
Henri Wagner