Lieber Wolfram,
still und leise bist du gegangen, wie es gar nicht deine Art war. Wir hätten noch einmal in alten Erinnerungen kramen können zum Abschied. Nun müssen wir das ohne dich tun.
Ein Jahrzehnt haben wir zusammen Handball gespielt. Deine Ausdauer und Beharrlichkeit waren mir schon damals Vorbild, deine Fairness auch, denn du hast mir damit den Weg in die erste Mannschaft geebnet. Dann hast du die Sportart gewechselt, weil du unabhängig von festen Zeitplänen trainieren und am Wochenende mehr Zeit für die Familie haben wolltest. Trotzdem hatten wir genügend Zeit, um zusammen kecke Faschingsscherze auszuhecken, lustige Filme zu drehen, Bergtouren zu genießen oder einfach am Alpsee Volleyball zu spielen. Weißt du, was mir immer am besten gefallen hat? Unsere Kameradschaft, unsere beispielhafte Teamarbeit. Diese war auch 1966 gefragt, als wir jungen Wilden beschlossen, in die Kommunalpolitik einzusteigen. Von Parteipolitik wollten wir nichts wissen, aber unsere Kraft für den Fortschritt in unserer Heimatstadt einzusetzen und mit frischem Wind Bewegung in die Kommunalpolitik zu bringen, das war unser Ziel. Die Parteilose Wählerschaft wurde unsere politische Heimat. Furchtlos hast du deine Hand immer in Wunden gelegt, wenn es notwendig war. Als Tourismusreferent hast du das Kirchturmdenken aus dem Stadtrat verscheucht und verkrustete Strukturen aufgebrochen. Du warst auch Ideegeber und Mitorganisator, als wir mit dem Alpencup der Stadt- und Gemeindeparlamente ein überparteiliches und überregionales Sportfest ins Leben riefen. Nach 12 Jahren Kommunalpolitik konnten wir uns mit Stolz zurückziehen, wir hatten etwas geschafft, was nur wenige uns Jungen zugetraut hatten.
Andere Prioritäten traten in dein Leben, die Gesundheit machte dir immer mehr zu schaffen. Wenn wir uns gelegentlich begegneten, klagten wir erst einmal ausgiebig über unsere Wehwehchen. Deine Abschiedsworte kannte ich aber schon im Voraus: “Jammern gilt nicht, davon wird nichts besser!” Du hast alle gesundheitlichen Schicksalsschläge mit bewundernswerter Geduld und der Energie weggesteckt, die ich schon 40 Jahre früher an dir bewundert habe. Die letzte Herausforderung durch eine heimtückische Krankheit hat aber auch dein durchtrainiertes Sportlerherz nicht mehr mitgemacht.
Wir werden dich vermissen, aber deine Spuren in unserer Stadt und in unseren Herzen können nicht verwischt werden, davon ist felsenfest überzeugt
dein Mandi