Mit freundlicher Genehmigung des SPD-Fraktionsvorsitzenden und ehemaligen Kuluturreferenten des Stadtrats, Peter Elgaß, veröffentlichen wir seinen Beitrag zum Thema “Kultur in Immenstadt”.
Klartext zum Thema Kultur in Immenstadt
Wo sind wir hingekommen, wenn eine kleine Gruppe bestimmt, was Kultur ist oder was Kultur sein darf. In Immenstadt und im Oberallgäu regt sich nicht einmal Widerstand, wenn Leute für sich das “Kulturmonopol” beanspruchen und anderen Kulturverständnis schlichtweg absprechen. Zum Thema “Kultur in Immenstadt” nun einmal Klartext.
Wir haben ein vielfältiges und breitgefächertes Kulturangebot im Städtle. Wenn man allerdings die Kultur nur auf die Tätigkeit der Kulturgemeinschaft Oberallgäu (KGO) beschränkt kann man derzeit trefflich jammern.
Im Schloss in Immenstadt werden von privater Seite in der Woche mehrmals hervorragende und vielfältige Angebote gemacht. Darüber hinaus werden interessante Ausstellungen in der Schloss-Remise gezeigt. Der Kleinkunstverein Klick weiß seit Jahren mit seinen Veranstaltungen zu überzeugen. Im Literaturhaus Allgäu gibt es Lesungen und Ausstellungen vom Feinsten. In der Stadtbücherei haben wir weit und breit die größte Auswahl an Literatur zu attraktiven Öffnungszeiten (hier will die CSU personelle aber Einschränkungen durchsetzen). Im Kino in Immenstadt wird ein ausgezeichnetes Programm gezeigt, das sich mit guten Großstadtkinos problemlos messen kann. Wechselnde Themenausstellungen in der Hofmühle wurden in den letzten Jahren intensiviert und ausgebaut.
Die Stadt stellt die Musikschule mietfrei für Musikbildung zur Verfügung und setzt jedes Jahr einen sechsstelligen Betrag zum Unterhalt der Musikschule ein. Der Betrieb im Bergbauern-Museum wird allein durch die Stadt mit einem sechsstellungen Betrag jährlich unterstützt. Der Landkreis und der Bezirk, die ebenfalls vom Betrieb des Museums profitieren, weil es weit über die Kreisgrenzen Besucher und Gäste anzieht, halten sich hier finanziell vornehm zurück.
Das Museum Hofmühle bekommt einen hohen fünfstelligen Betrag pro Jahr. Der Erhalt der Burg Laubenbergstein wird ebenfalls mit fast 10.000 Euro im Jahr unterstützt. Der Jahrmarkt der Träume alle drei Jahre ist in der Region einmalig. Alle drei Jahre ist Immenstadt Gastgeber der “Großen Südlichen” mit Gemälden und Skulpturen. Sechs Musikkapellen spielen Standkonzerte und treten im Jahreslauf mit Konzerten auf. Auch sie erhalten Geld von der Stadt für diesen Aufwand.
Die Stadt Immenstadt hält mit dem Hofgarten ein Kulturhaus vor, das im Oberallgäu seines gleichen sucht. Der Hofgarten kostet der Stadt pro Jahr annähernd eine Viertelmillion Euro Betriebskosten. In den letzten Jahren wurden Millionen in das Haus gesteckt, um es auch in Zukunft betreiben zu können.
Und diese Aufzählung ist bei weitem noch nicht vollständig.
Da sagt ein Landrat Anton Klotz, mit einem dezenten Hinweis auf die Einsparungen von 20.000 Euro bei der KGO in Immenstadt, “…dass man die Kultur nicht plattmachen darf. Sie wissen, wie ich das meine!”. Und ein durchaus ernst zu nehmender Kulturmensch, wie Reinhard Glassl traut sich in einem Leserbrief die Einsparungen im Kulturhaushalt mit dem Kauf der Alpe Schönesreut und der Investition in den Skytrail in Bühl zu vergleichen. Schuster bleib bei deinem Leisten!
Die Investition in die 25 Hektar große Alpe lohnt sich allemal, weil in der heutigen Zeit Grund und Boden das Wertvollste ist, was man haben kann. Und der Skytrail in Bühl zeigt heute schon, dass er sich nicht nur selbst trägt, sondern sogar Gewinne für den Tourismus in Immenstadt abwirft. Auch wenn das einige Besserwisser noch nicht wahrhaben wollen.
Zurück zum “einzigen” Kulturträger im Städtle, der KGO und dem Theater in Hofgarten. Die Mehrheit im Stadtrat war der Auffassung, dass es ausreicht, wenn die Stadt den Hofgarten vorhält und der Kulturgemeinschaft für ihre Theatervorstellungen sogar noch 10.000 Euro zur Verfügung stellt, damit die Miete des Hofgartens gut ausgeglichen werden kann. Es sei noch einmal daran erinnert, dass in den ersten Jahren des Theaters im Hofgarten 970 Plätze per Abo ausverkauft waren. Es gab damals Wartezeiten für alle die, die gern ein Abo haben wollten.
Heutzutage berichtet die Zeitung überschwänglich, dass ein Schauspiel im Hofgarten mit 500 Besuchern “ausverkauft” gewesen sei. Stimmt, wenn man vorher den Saal um die nicht benötigten Plätze verkleinert. Da wird behauptet, dass man bekannte Schauspieler und bekannte Ensembles nach Immenstadt bringen muss. Nur so sei das anspruchsvolle Publikum zufrieden zu stellen.
Was sind das für Ansprüche! Warum werden die Preise nicht den Ansprüchen angepasst? “Weil überwiegend älteres Publikum die Vorstellungen besucht, das sich höhere Abo-Preise nicht leisten kann”, wird im Stadtrat erklärt. Von den ehedem 970 Abos im Hofgarten ist kaum mehr als ein Drittel übriggeblieben. Und das liegt nicht nur daran, dass die Besucher zu alt fürs Theater geworden sind oder nicht das Geld für die Karten haben. Es liegt auch daran, dass das Theater im Hofgarten “aus der Zeit” gefallen ist. Immer noch werden überwiegend Boulevard-Stücke angeboten, während sich der Zeitgeist in den Jahren grundlegend gewandelt hat. Alle ernst zu nehmenden Theater bieten heute ein Programm an, dass auch junge Menschen anspricht. Es werden neue Formen des Theaters ausprobiert, vielfach in kleineren Studio-Theatern und -Bühnen.
Auch in unmittelbarer Nähe ist das so. Da wird gerne Kempten als Beispiel herangezogen. Kempten würde ein Vielfaches mehr in das Stadttheater stecken als Immenstadt in das KGO-Theater. Das mag richtig sein, aber das Angebot in Kempten ist auch ein ganz anderes.
Da wird das Landestheater in Memmingen von den selbst ernannten Kulturträgern arrogant als “Anfängerbühne” bezeichnet, weil dort auch junge Schauspieler eine Chance bekommen. Dem Immenstädter Publikum, könne man so ein Theater eigentlich nicht anbieten. Immerhin ist das Memminger Theater die “Landesbühne Schwaben”, das Theater unseres Regierungsbezirkes! Und wer das neue Programm dieser Truppe anschaut, erkennt schnell, wo der Unterschied zwischen den herkömmlichen Schauspiel in Immenstadt und lebendigem Theater auf der Landesbühne (oft auch mit mutigem mit Experimental-Charakter) zu finden ist.
Auch wenn es einigen sogenannten “Kulturpäpsten” nicht gefällt: Wer weiter das Programm der KGO haben will, soll es auch selbst bezahlen. Es genügt, wenn die Stadt Immenstadt weiterhin den Hofgarten dafür vorhält. Das ist Unterstützung genug. Es ist nicht einzusehen, dass weiterhin 30.000 Euro pro Jahr für knappe 400 Theaterbesucher in einer 14.000-Einwohnerstadt ausgegeben werden. Ganz abgesehen davon, dass die Hälfte dieser Theaterbesucher nicht aus Immenstadt kommt. Jeder Abonnent des Theaters wurde bisher mit 150 Euro im Jahr von der Stadt unterstützt. Ob das die anderen 13.800 Städtler, die selten oder gar nicht ins Theater gehen, gerecht finden?
Wir haben in Immenstadt ein vielfältiges Kulturangebot. Nach wie vor! Wer die Fraktionen im Stadtrat als Kulturbanausen bezeichnet, die nach vielen Jahren üppigster Unterstützung der KGO 20.000 Euro Zuschuss für ein “Theater von gestern” verweigern, möge das ruhig weiter tun. Mit der Wirklichkeit hat das nicht viel zu tun.
Eine “engstirnige Kulturbetrachtung” von Peter Elgaß
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