Verzicht auf erneute Bürgermeister–Kandidatur
Erklärung
Ich teile Ihnen heute mit, dass ich mich nicht erneut um das Amt des Bürgermeisters 2020 bewerben werde.
Letztendlich sind es immer eine Vielzahl von Gründen, die zu einer solchen Entscheidung führen. Sie können persönlicher, familiärer Art sein, mit der Berufung zusammenhängen oder politische Gründe haben.
Grundsätzlich bin ich der Auffassung, dass solche Aufgaben, die im Rampenlicht der Öffentlichkeit stehen, nicht zu lange wahrgenommen werden sollten. Hier deckt sich meine Meinung mit der des Ministerpräsidenten.
Insbesondere in der Art, wie ich dieses Amt wahrnehme, erfordert dies eine hohe Achtsamkeit, Frische und Energie.
Wenn ich zurückblicke, nehme ich wahr, dass wir bereits viele Aufgaben gemeinsam abarbeiten konnten, dass aber auch einige Chancen, die für diese Stadt erarbeitet wurden, die insbesondere mit besonders am Herzen lagen, aus politischen Gründen nicht umsetzbar waren und es nach meiner Einschätzung auch in den nächsten Jahren nicht oder schwerlich sein werden, wie:
– Moderne zukunftsweisende Schullandschaft
– Konsequente Fortsetzung der Finanzkonsolidierung
– Tourismusentwicklung (z.B. Hotelentwicklung in Bühl)
– Umgehungsstraße
u.a.
Verschiedene erarbeitete Chancen sind überhauptbar nicht mehr realisierbar, da Fakten geschaffen wurden, wie z.B. Veranstaltungssaal Schloss oder ein Bürgerhaus in der Stadt.
Meine Wahrnehmung ist, dass zu verschiedenen Schlüsselthemen der erforderliche Rückhalt im politischen und gesellschaftlichen Raum mit hoher Wahrscheinlichkeit auch in Zukunft nicht im erforderlichen Maße vorhanden sein wird, um weiterhin zukunftsweisend gestalten zu können. Ich liebe es aber zu gestalten, aber nicht zu verwalten.
Warum diese Positionierung zwei Jahre vorab?
Der politische Raum hat Anspruch auf eine frühzeitige Positionierung, damit genügend Zeitraum für Kandidatensuche / -auswahl zur Verfügung steht.
Ich hoffe, dass wir die verbleibenden zwei Jahre gemeinsam nutzen werden für die Stadt noch einige zukunftsweisende Weichen stellen zu können.
Dankeschön und einen schönen Abend.Armin Schaupp, 1. Bürgermeister Immenstadt i. Allgäu, 26. April 2018
Bürgermeister Schaupp hat in seinem Rücktrittsschreiben deutlich gemacht, dass seine Leidenschaft das Gestalten und weniger das Verwalten sei. Es muss der Gedanke erlaubt sein, ob er seinen Gestaltungswillen in Immenstadt nicht zuletzt auch selbst dadurch eingeschränkt hat, dass er bei wichtigen Entscheidungen (z.B. Ortsumgehung) eben nicht als gewählter Chef der Stadtverwaltung zusammen mit dem Stadtrat gestalterisch tätig geworden ist, sondern sich durch die Bürgerentscheide zum Verwalter der Umfrageergebnisse gemacht hat.
In Schaupps Grußwort zum Immenstadt-Journal 6/18 ließ sich die Unlust zum Gestalten beim Thema „Residenzstadt“ sehr deutlich herauslesen, denn es werden lediglich Gruppen aufgezählt, darunter „nicht zuletzt die Schulen“ (??), die das Konzept voranbringen und unterstützen sollen. Ist es nicht die Aufgabe eines Rathaus-Chefs, zusammen mit dem Stadtrat den Gestaltungsauftrag zu erfüllen – auch auf die Gefahr (oder die Chance) hin, eine Maßnahme dann allein verantworten zu müssen?
Ferner: Wäre es nicht ratsam, das Thema „Residenzstadt“ auch dahingehend gestalterisch anzugreifen, die vielfältigen kulturellen Möglichkeiten, die Immenstadt bietet, wieder ins Blickfeld der Arbeit zu rücken? Allein auf „Klettergerüst“ und „Berge für Einsteiger“ möchte ich mich als Kulturschaffender im geschichtsträchtigen und traditionsreichen Immenstadt nicht reduzieren lassen. Das breite (!) Spektrum der eigenen Stadt zu erkennen, erwarte ich von Stadtrat und Bürgermeister, ohne die Verantwortung sofort an diejenigen zurückzugeben, die den Auftrag zur Gestaltung durch die Wahl erteilt haben. Michael Hanel